gebietseigenes Saatgut
Semenza Retica.
Semenza Retica ist ein Projekt im Rahmen der Umsetzung der Biodiversitätsstrategie Graubünden und wird von der Stiftung Biodiversität Graubünden geleitet. Semenza Retica widmet sich der Förderung der Produktion und Anwendung von qualitativ hochwertigem, autochthonem Saatgut (gebietseigenem Wildpflanzen-Saatgut) oder gebietseigenem Vermehrungssaatgut im Kanton Graubünden. Die Verwendung von autochthonem / gebietseigenem Saatgut ist eine einfache und effektive Massnahme, um die einheimische Biodiversität zu unterstützen.
Was ist autochthones / gebietseigenes Saatgut? Was sind die Vorteile?
Autochthones Saatgut wird aus ursprünglichen Spenderwiesen geerntet und ohne Zwischenvermehrung wieder auf passenden Standorten ausgebracht. Gebietseigenes Saatgut umfasst sowohl autochthones Saatgut wie auch Saatgut das aus Vermehrung von gebietseigenen Arten gewonnen wird.
- Die Pflanzen sind genetisch an ihre Umgebung bestens angepasst. Daher sind sie widerstandsfähig gegenüber den vorkommenden Umweltbedingungen und haben oft auch einen sehr guten Aufwuchserfolg.
- Die traditionell vorkommenden Arten werden in ihrer regionaltypischen Kombination erhalten. Daher tragen sie zum Erhalt der lokalen / regionalen Biodiversität bei, und somit der gesamten Lebensgemeinschaft, nicht nur bezüglich Pflanzenarten, sondern auch bezüglich der angepassten Tierarten (Insekten, etc).
Wo macht autochthones Saatgut Sinn?
Autochthones Saatgut ist auf allen wenig genutzten Flächen wertvoll: Es soll bei Begrünungen im Rahmen von Bauprojekten sowie in der Land- und Forstwirtschaft eingesetzt werden. Die Verwendung von autochthonem Saatgut ist aber auch für extensive und wenig intensiv genutzte Flächen, z.B. im Siedlungsgebiet in Gärten und an Strassenrändern sinnvoll. Auf NHG-geschützten Flächen oder ökologischen Ausgleichsflächen sollte ausschliesslich autochthones Saatgut verwendet werden.
Wie sieht die rechtliche Situation aus? Welche finanzielle Unterstützung gibt es?
Der Erhalt und die Förderung der Biodiversität sowie die Stabilität der Ansaatflächen sind die wichtigsten Argumente für die Verwendung von autochthonem und gebietseigenem Saatgut. Das Amt für Natur und Umwelt Graubünden vergütet daher auf Anfrage allfällige Mehrkosten für autochthones Saatgut im Vergleich zu Standardsaatgut.
Es gibt zudem rechtliche Gründe, autochthones Saatgut zu verwenden. Flächen, die mit autochthonem Saatgut angesät wurden, können für die Leistung von Ersatzmassnahmen gemäss Natur- und Heimatschutzgesetz (NHG) angerechnet werden.
Im Kanton Graubünden stimmt der Einsatz von autochthonem Saatgut für neu angesäte Biodiversitätsförderflächen mit den gesetzlichen Grundlagen überein. Entsprechende Flächen sind folglich für den Bezug von Direktzahlungen zulässig.








Regionale Biodiversität fördern
Leistungen.
Das Angebot fördert die regionale Biodiversität durch die Bereitstellung von autochthonem und gebietseigenem Saatgut, gezielte Beratung und aktive Unterstützung der Saatgutproduktion. Mit strengen Qualitätsstandards wird die erfolgreiche Umsetzung von Begrünungsprojekten in Graubünden vorangetrieben.
Wenn autochthones Saatgut per Ausschreibung beschafft werden soll, ist es wichtig, die nötigen Kriterien festzuhalten, damit das Saatgut für die entsprechende Fläche auch geeignet ist. Folgende Punkte empfehlen wir, dabei zu berücksichtigen:
Qualitätsstandards gemäss Semenza Retica
Vergleichbarkeit von Spender- und Empfängerfläche anhand dieser Kriterien:
- Höhenlage
- Bodeneigenschaften
- Exposition
- Region
- Lebensraumtyp
Wir unterstützen Sie gerne für konkrete Projekte / Ausschreibungen.
- Herrschaft, unteres Churer Rheintal und unteres Prättigau: Trespen-Halbtrockenrasen, Echter Trockenrasen und Schotterrasen, Artenreiche Formentalwiese
- Domleschg: Trespen-Halbtrockenrasen, Artenreiche Fromentalwiese
- Surselva: Trespen-Halbtrockenrasen, Berg-Magerwiese alpin saure Standorte
- Viamala (Schams): Berg-Magerwiese subalpin
- Oberengadin: Berg-Magerwiese subalpin Tallage, Berg-Magerwiese obere subalpine Stufe, Berg-Fettwiese obere subalpine Stufe
- Münstertal: Fast alle Wiesentypen über Biosfera, bzw. Nationalpark-Verwaltung.
- Prättigau und Davos: Berg-Magerwiese obere montane Stufe, Berg-Fettwiese untere subalpine Stufe (Flüela)
- Albulatal: diverse Wiesentypen
Alle Interessierten im Kanton Graubünden, die Begrünungen planen, durchführen oder in Auftrag geben, finden bei Semenza Retica umfassende Informationen zu autochthonem Saatgut mit diversen Bezugsquellen. Gerne stehen wir Ihnen telefonisch, per E-Mail oder vor Ort für Beratung und Unterstützung zur Verfügung.
Semenza Retica unterstützt die Produktion von Saatgut für ausgewählte Testregionen. Beauftragte Produzenten erhalten dabei eine Risikogarantie für ihr Saatgut.
Ziel ist es auch die Produkion auszubauen. Semenza Retica freut sich über Kontaktaufnahme von Interessierten, die in diese Thematik einsteigen möchten. Vorteilhaft ist bereits vorhandenes Fachwissen oder Infrastruktur mindestens in Teilbereichen.
Die Qualitätsrichtlinie von Semenza Retica ist ein Instrument zur Qualitätssicherung von der Saatgutproduktion bis zur Ansaat und Erfolgskontrolle. Sie stellt sicher, dass Saatgutqualität und Artenzusammensetzung ein einheitlich hohes Niveau erfüllen. Grundlage dieser Richtlinie sind die bestehenden Rechtsgrundlagen und die aktuellen Grundsätze von Regioflora.
Diese Richtlinie unterstützt die Umsetzung des Aktionsplans Strategie Biodiversität Schweiz in den Bereichen Artenvielfalt und genetische Vielfalt und ist damit auch kongruent mit der Biodiversitätsstrategie des Kantons Graubünden. Die formulierten Anforderungen gewährleisten, dass die Vielfalt der Pflanzenarten und Ökotypen unter Einbezug ihrer regional-typischen Unterschiede bewahrt und gefördert wird. So entstehen geeignete Lebensräume für zahlreiche heimische Tierarten und weitere Organismen.
Besonders relevant ist dies, da jährlich grosse Flächen durch Ansaaten begrünt werden. Schweizweit sind dies jedes Jahr über 1000 Hektar Extensivstandorte wie Biodiversitätsförderflächen oder Strassenböschungen.
Wir unterstützen Sie
Projektorganisation.
Semenza Retica ist ein Projekt der Stiftung Biodiversität Graubünden und stützt sich in ihrer Arbeit auf einen Beirat. Darin sind erfahrene Produzenten, Umweltbaubegleitungen, die Naturpärke und der Plantahof vertreten. Die Projektleitung liegt bei der Stiftung Biodiversität Graubünden, die Facharbeit wird auf Andreas Bosshard (ö+L, Produzent) und Laura Regli (oeeo, Umweltprojektberatung) verteilt.